Wenig Platz effektiver nutzen – die große Herausforderung am Flughafen Genf. „Als Erstes haben wir einen gemeinsamen Betriebsraum mit 30 Arbeitsplätzen geschaffen, an denen die verschiedenen Ak- teure des Flughafens zusammensitzen“, sagt Romig. Ein Team aus Bodenabfertigern und dem Flughafenbetriebsteam ent- stand und vereinte luft- und landseitige Betriebe mit Sicher- heitspersonal, Grenzkontrolle und Enteisungsbetrieben. Von Anfang an war dabei klar, dass es ohne eine gute Zusam- menarbeit und ohne ein gemeinsames Verständnis für Daten, die durch die Bewegung von Flugzeugen, Passagieren und Ge- päck generiert werden, keine Möglichkeit der Effizienzsteige- rung geben würde. Daten, die jeder Entscheider auch ohne Spezialwissen versteht. Noch besser ist es natürlich, vorher zu wissen, wann und wo Passagiere etwa zu lange auf den Check-in oder an der Sicher- heitskontrolle warten, und unmittelbar zu reagieren. Alexandre Pillonel, Anwendungsmanager für Geografische Informationssys teme (GIS), ist für die räumliche Dateninfra- struktur in der IT-Abteilung des Flughafens zuständig. Die GIS-Technologie zeichnet sich durch das Tracking der Positi- onen von Assets aus – etwa Flugzeuge, Lieferwagen auf der Straße oder Anlagen in einem Stromnetz. Der GIS-Manager verstand sofort die Notwendigkeit, dass Geo- daten heute auch für andere als nur die Ersteller zugänglich sein sollten. „Daran habe ich in den letzten drei Jahren gear- beitet“, erzählt er. Mit seinem Team erstellte er ein GIS-basiertes Echtzeit-Dash- board des Flughafenbetriebs aus Sicht der Endnutzer – und nicht aus Sicht der IT-Mitarbeiter. Das Team im Betriebsraum hat nun Zugriff auf eine kartenbasierte Echtzeit- Visualisierung der täglichen Operationen, die sogar Radardaten integriert. So sind die Bewegungen von Fahrzeugen und Flugzeugen auf dem- selben Bild sichtbar. Das macht den gesamten Verkehr auf dem Flughafengebiet sicherer und er lässt sich leichter verwalten. Ist etwa bei einem verspäteten Flug die Maschine an einem Gate geparkt, für das ein ankommender Flug geplant ist, schlägt das Dashboard Alarm. Sofort wissen alle über den Kon- flikt Bescheid und können reagieren. Der ankommende Flug wird umgeleitet, und die Mitarbeiter des Flughafens und der Fluggesellschaft können über das neu zugewiesene Gate infor- miert werden. Aus mehr als 500 gesammelten und analysierten Datensätzen erhält das Dashboard Informationen wie Sicherheitswarnun- gen, zu Passagierfluss, Flugzeugstandort, Gepäckbewegung oder Grenz- und Einwanderungskontrollen. So entsteht vor dem Dashboard ein gemeinsames Lagebild für das, was täglich und in Echtzeit passiert. Dabei geht der erfasste Bereich über das Flughafengelände hinaus. Der Überblick über die Situation auf den Straßen und Schienen, die zum Flughafen führen, verbessert die Prognose von Passagieraufkommen und Passagierströmen. Betreten Passagiere das Terminal und gehen zu Check-in-Bereichen und Sicherheitslinien, erkennt das interne System die Stand- orte eingeschalteter Mobiltelefone. Es anonymisiert die Daten und trackt die Standorte und Bewegungen von Personengrup- pen. So lässt sich bei Bedarf anhand von Datenanalysen oder 21 Prognosen Personal aufstocken, lassen sich Pas- sagiere besser verteilen oder Zeitpläne und Boarding-Gates reorganisieren. Das GIS trackt auch Standorte von Flugzeugen auf dem Boden und zeigt an, wenn sich ein Flug- zeug an einer Enteisungsstation oder einem Gate befindet, beladen oder entladen wird. Als nächsten Schritt schlägt Thomas Romig eine automatische Antwortfunktion vor. Gäbe es dann etwa eine Verletzung der Sicherheit, würde das zuständige Personal automatisch bereitgestellt. Bei mehr als zwei Millionen Dollar, die in das Projekt fließen, ist die Frage erlaubt, ob sich die Investition auch finanziell auszahlt. Der Leiter des Airport Operations Center betont zunächst, dass alle Teilnehmer der Dashboard-Operatio- nen sagen, dass die zentralisierten, benutzer- freundlichen GIS-Daten ein effizienteres und reaktionsfähigeres Team geschaffen haben. Sie sammeln jedoch immer noch Daten zu wichti- gen Leistungsindikatoren wie der Pünktlichkeit ankommender Flüge. „Ich kann Ihnen nicht sagen, dass ein Schweizer Franken, den wir ausgeben, uns in Zukunft einen Schweizer Franken sechzig zurückbringen wird. Aber ich kann beweisen, dass wir effizienter sind, schneller reagieren und unsere Ressourcen von Grund auf optimiert haben.“ Außerdem lassen sich die Kosteneinsparungen aufrechnen, die sich dem verbesserten Dash- board und dem GIS-Set-up verdanken. 60 Milli- onen US-Dollar für weitere Rollbahnen oder 300 Millionen US-Dollar für ein weiteres Termi- nal sind vom Tisch. Mit den Standortdaten des GIS verarbeitet der Flughafen derzeit sechs Mil- lionen Passagiere pro Jahr mehr als ursprünglich geplant. Sicher muss langfristig in größere Infrastruktur- projekte investiert werden, um der zukünftig weiter steigenden Nach frage gerecht zu werden. Doch Geoinformationssysteme werden bei der effizi enten Verwaltung des Wachstums eine wichtige Rolle spielen. Andere Flughäfen interes- sieren sich bereits für das Konzept, und Thomas Romig ist zuversichtlich, dass es auch in anderen Branchen angewendet werden kann. This article was originally published in Esri’s WhereNext digital magazine. To read the English version, visit: https://www.esri.com/about/ newsroom/publications/wherenext/location- intelligence-saves-geneva-airport-millions/ Jeffrey Peters Esri Director Global Business Development