CASE STUDY
Nutzung von Esri Technologie im Krisenstab des Landes Brandenburg zur Bewältigung der Corona-Krise
Die Aufgabe
Der Ausbruch der COVID-19 Pandemie stellt die Landesregierungen bundesweit vor enorme Herausforderungen: Das schnelle Erfassen des Infektionsgeschehens sowie das direkte Verarbeiten und Verteilen unterschiedlicher Corona-Daten sind Kernelemente einer effektiven Zusammenarbeit aller Involvierten im Rahmen der Krisenbewältigung.
Das Land Brandenburg hat einen interministeriellen Krisenstab (IMKS-Corona) einberufen. In einem ersten Schritt gilt es, die Covid-19-relevanten Informationen aggregiert und übersichtlich in Form von Diagrammen, Grafiken und Karten zunächst intern für den Krisenstab und in einem zweiten Schritt extern für die Bevölkerung, bereitzustellen. Zusätzlich sollten Landkreisen und kreisfreien Städte passwortgeschützt weitergehende Informationen schnell zur Verfügung gestellt werden. Eine weitere Aufgabe ist das Erstellen von Karten durch die Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB) für den Krisenstab. Dafür wurden anfangs die Daten gesondert erfasst. Diese Doppelerfassung soll schnellstmöglich vermieden werden.
Der Kunde
Die Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB) ist ein Landesbetrieb und Teil der Landesverwaltung Brandenburg. Die LGB stellt digitale Landschaftsmodelle, Geländehöhenmodelle, Luftbilder sowie topographische Karten her und stellt diese zusammen mit Liegenschaftskatasterdaten kostenfrei für alle bereit.
Sie erbringt zudem für die Landesverwaltung Geodienstleistungen und unterstützt bei überregionalen Krisen den jeweiligen Landeskrisenstab vor allem bei der Lageerstellung. Die LGB wirkt demzufolge auch beim interministeriellen Krisenstab mit, der zur COVID19-Pandemie-Eindämmung gebildet wurde. Sie konsolidiert dort Fallzahlen, erstellt Lagebildkarten und betreibt das Dashboard für das Land Brandenburg.
Die Lösung
Ausgangspunkt der Zusammenarbeit war die Aktivierung des kostenfreien Disaster Response Program (DRP) von Esri durch und für das Land Brandenburg in Form einer ArcGIS Online Subskription mit begleitender Unterstützung durch Beratungsdienstleistungen.
Zur Zielerreichung wurde bei der Erstellung des Systems versionsbasiert vorgegangen, um einerseits eine schnelle erste Lösung anbieten und anderseits parallel ein nachhaltiges Datenmodell entwickeln zu können. Es ermöglicht eine umfangreichere und flexiblere Auswertung und Darstellungsform. Ergebnisse sind erste Versionen der webbasierten Fallzahlerfassung sowie ein erstes Dashboard, das COVID-19 Fälle kumuliert und pro Tag in übersichtlicher Form bereitstellt. Das weiterentwickelte Dashboard beinhaltet sowohl eine Landes- als auch eine Landkreissicht mit räumlich detaillierteren Informationen. Über die Nutzung der Dashboard-URL-Parameter kann jedem Landkreis ein eigenes Dashboard ohne Zusatzentwicklung und doppelte Dateneingabe bereitgestellt werden.
Durch den Aufbau der dienstbasierten Infrastruktur konnte die Doppeleingabe für die Kartenerstellung entfallen, da die originären Dienste direkt in ArcGIS Pro zur Kartenerstellung eingebunden werden.
Der Nutzen
Der Einsatz von ArcGIS Technologie zur Bewältigung der Corona-Krise bietet dem Krisenstab, Behörden, Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit auf einen Blick valide Aussagen über den aktuellen Stand des Infektionsgeschehens und den Ausbreitungsverlauf. Das Datenmodell und die Datenerfassung ermöglichen nicht nur eine Darstellung auf Landkreis- und Landesebene, sondern sind auch für die Erweiterung der räumlichen und zeitlichen Detailtiefe vorbereitet. Neben der bereits implementierten historischen Betrachtung der Fallzahlen können so in einem nächsten Schritt auch Fallzahlen auf Gemeinde- oder sogar kleinräumigerer Ebene unter Beachtung des Datenschutzes visualisiert werden, um die Lagebeurteilung regional differenzierter durchzuführen und ggf. auch lokal-regionale Maßnahmen ableiten zu können. Auf geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen konnte aufgrund der historisierten Datenablage und technischen Umgebung sehr kurzfristig reagiert werden (z.B. 7-Tages-Inzidenz). Die Untersuchungen zu einem interaktiven Lagebericht werden fortgeführt, so dass eine doppelte Datenhaltung vermieden wird und der Bericht unmittelbar aus den bereits verfügbaren digitalen Informationen (Tabellen, Karten, Diagramme) generiert werden kann. Aktuell wird das Dashboard auf eine ArcGIS Enterprise Plattform der LGB überführt.
Eingesetzte Technologie
- ArcGIS Online
- ArcGIS Pro
- ArcGIS Web AppBuilder
- ArcGIS Dashboards
- ArcGIS Survey123 (später abgelöst durch Python)
- ArcGIS API for Python
- ArcGIS Notebooks
Zusammenfassung
- Webbasierte Datenerfassung von Landkreis-spezifischen Einzelmeldungen mittels ArcGIS Survey123
- Darstellung von COVID-19 Fallzahlen in einem Dashboard mit Zeitverlauf, getrennten Sichten auf Landkreise und Land, sowie der Möglichkeit einer Abbildung bis zur Gemeinde- und anderen kleinräumigen Einheiten
- Integration von Python (plattformübergreifende Open-Source Programmiersprache) für eine erweiterte Datenverarbeitung und die Vereinfachung der Datenaktualisierung
- Kartenerstellung für den Lagebericht mit ArcGIS Pro zur Vermeidung einer doppelten Datenhaltung auf Basis aktualisierter Daten in ArcGIS Online
- In Arbeit: Überführung der ArcGIS Online Lösung auf ArcGIS Enterprise (serverbasiert)
- Geplant: Generierung eines interaktiven Lageberichts mit ArcGIS Insights
Kontakt
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz
- Interministerieller Koordinierungsstab Corona -
Henning von Tresckow Straße 2-13
14467 Potsdam
Telefon: +49 331 866 5700